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Slow Fashion Vs. Fast Fashion

Jennifer Klenk

Fast Food – das beste Beispiel für ein Guilty Pleasure. Kaum habe ich einen Burger gegessen, hat mein Magen wieder vergessen, dass er Essen hatte. Die leeren Kalorien versprechen ein schnelles Sättigungsgefühl, der Hunger nach mehr bleibt. Was aber hat Fast Food mit der Modebranche zu tun? Leider mehr als man denkt!

Was ist Fast Fashion?

Was genau bedeutet „Fast Fashion”? Hierbei handelt es sich um eine Produktionsweise von Kleidung, die sich durch eine schnelle Reaktion auf den Markt und Modetrends auszeichnet. In der Fast-Fashion-Branche findet man oft preisgünstige Mode niedrigerer Qualität, die von Massenhändlern vertrieben wird. Kurz zuvor auf den Laufstegen entdeckt, begegnet man nur wenige Momente später ähnlichen Varianten in jeder Fußgängerzone. Kleidung in der Fast-Fashion-Branche hat eine kurze, sogenannte Lead Time: Von der Designphase zum Verkaufsbeginn im Laden vergehen nur rund vier Wochen. Was für eine Hektik! Dieser ständige Zeitdruck ist besonders für die Lieferant*innen und Näher*innen fatal. 

Am Hetzen gibt es einiges auszusetzen

Der enge Zeitplan kommt in Begleitung mit weiteren Problemen: Können Fristen nicht eingehalten werden, kommt es zu Kürzungen der bereits niedrigen Löhne. In der Massenproduktion günstiger Mode wird an den Menschen gespart, es ist kein Raum für sichere Arbeitsbedingungen. Ein erschreckendes Beispiel hierfür ist der Einsturz des Gebäudes Rana Plazain Bangladesch, der über 1000 Menschen das Leben kostete. Für die Frage „Wer hat meine Kleidung hergestellt?” ist kaum Platz. Sogar Kinderarbeit ist auf den konventionellen Baumwoll-Monokulturen leider immer noch ein Thema.

Die Umwelt hat genauso wenig Kapazitäten für Fast Fashion wie die Arbeiter*innen. Wenn Stichwörter wie Chemikalieneinsatz und Wasserverbrauch fallen, klopft das Thema Klimakrise sofort an. Und während wir versuchen weniger mit dem Flugzeug zu reisen, legen unsere Kleidungsstücke viele Tausende Kilometer zurück, bis sie bei uns ankommen.

Kann ich denn gar nichts mehr kaufen?

Fassen wir zusammen: Die Menschen sind an ihrer Grenze, unser Planet ebenso. Das Bild ist grau. Du möchtest am liebsten den Kopf in den Sand stecken und fragst Dich: Was soll ich denn dann kaufen? Lass uns das Bild ein bisschen bunter gestalten (ganz ohne giftige Farbstoffe): Der Gegenentwurf Slow Fashion ist nämlich absolut vielversprechend!

Die nachhaltige Lösung lautet: Just enjoy the slow!

Das Konzept Slow Fashion dreht die konventionelle Modebranche um 180 Grad. Es bezeichnet Kleidung, die unabhängig von schnelllebigen Trends produziert wird. Sie steht für zeitlose Designs und bewussten Konsum im Gegensatz zur Wegwerf-Mentalität der Fast-Fashion-Branche. 

Die Bedeutung von Slow Fashion

Erstmals geprägt wurde der Begriff im Jahr 2008 durch Kate Fletcher, eine Forscherin des Centre for Sustainable Fashion am London College of Fashion. In ihrem Buch „Sustainable Fashion and Textiles: Design Journeys” stellt sie die bisherigen Ansichten der Modeindustrie infrage und schafft Parallelen zur Slow-Food-Bewegung. Wie beim Slow Food stehen Bewusstsein und Achtsamkeit des Konsums im Vordergrund. Anders als Fast Food und Fast Fashion ist Slow Fashion langlebig und darauf ausgerichtet, lange glücklich zu machen.

Durch die Unabhängigkeit von Fashion-Trends ist viel Platz für die Gestaltung wichtiger Werte, um die Modewelt zu revolutionieren. Fair produzierte, umweltfreundliche Kleidung ist der Schlüssel. Oft werden für diese alternative oder recycelte Materialien verwendet (allerdings verwenden diese teilweise auch Fast-Fashion-Marken, was eine Greenwashing-Maßnahme sein kann). Auch Second-Hand-Kauf sowie die Reparatur und Pflege der eigenen Kleidung sind wichtige Elemente.

Slow Fashion sieht immer gut aus

Mit Slow Fashion bekommst Du eine ganz neue Beziehung zu Deiner Kleidung. Durch die geringere Menge wird Dir bewusster was Du trägst, wie Du es kombinierst und was Dir besonders gut steht. Ein willkommener Nebeneffekt dabei: Nie wieder Probleme beim Kofferpacken!

Dabei bedeutet Slow Fashion aber nicht, dass die Auswahl eintönig ist. Gerade in der Slow-Fashion-Branche wird Diversität gefeiert. In jedem Second-Hand-Laden gibt es besondere Unikate zu entdecken. 

Die Slow-Fashion-Bewegung zeichnet sich ebenso durch ihre hohe Kreativität aus: Kleidung wird nicht nur repariert, sondern auch transformiert und so gibt es zahlreiche Möglichkeiten dem Outfit mit nur wenigen Handgriffen neues Leben einzuhauchen:

Auch im Verkauf werden komplett neue Wege gegangen, die Marke MUD Jeans bietet beispielsweise ein Jeans-Abonnement an. Hierbei zahlt man eine einmalige Gebühr und kann die Jeans dann für einen geringen Monatspreis ein Jahr lang tragen und am Ende entweder sehr günstig erwerben, abgeben oder gegen eine neue eintauschen. Ein kostenloser Reparatur-Service garantiert zusätzlich Langlebigkeit.

Aber: Fair Fashion ist doch so teuer!

Zeitlose Designs, die sich optimal kombinieren lassen, immer gut aussehen und sich angenehm anfühlen. Eigentlich spricht nichts gegen faire Slow Fashion. Zweifel kommen allerdings oft beim Preis. Dir sind Produkte fairer Marken einfach zu teuer? 

Kann ich verstehen: Slow Fashion ist nicht günstig. Aber genau das ist der Punkt. Bedingt durch den Grundsatz „Qualität statt Quantität” kommen nur hochwertige umweltfreundliche Materialien zum Einsatz, die den höheren Preis ausmachen. Rechnet man die Lebensdauer der Kleidung hoch, relativiert sich der Preis wieder. Second-Hand-Mode ist oft sogar deutlich günstiger als Fast Fashion und unschlagbar in Sachen Nachhaltigkeit.

Wenn es ums Thema Bewusstsein geht, spielt beim Preis von Mode noch ein anderer wesentlicher Faktor eine Rolle: Warum ist Fast Fashion so günstig? Weil nicht nur wir Konsument*innen dafür bezahlen, sondern vor allem die Menschen, die unsere Kleidung herstellen. Nur durch geringe Löhne und immens hohen Arbeitsaufwand kann Fast Fashion überhaupt so günstig angeboten werden. Ist das wirklich günstig? Oder bezahlen wir nicht vielmehr mit anderen Mitteln?

Kauf und Spende: die 2-in-1-Lösung

Entscheidest Du Dich für Slow Fashion, kannst Du durch Deinen Kauf aktiv dazu beitragen, die Bedingungen in der Modeindustrie zu verbessern. 

Beim Kauf eines Produktes der Marke Tentree werden beispielsweise zehn Bäume gepflanzt. Bei greenality finanzierst Du pro gekauftem Artikel zusätzlich eine Schulstunde an der Partnerschule in Bangladesch. Eine echte Win-win-Situation.

Wo fange ich an? Welche Marken verkaufen Slow Fashion?

Du möchtest es mit der Mode nun auch ganz schnell langsamer angehen, aber weißt noch nicht genau, wie Du den Umstieg gestaltest? Hier sind vier Tipps, wie Du Slow Fashion step by step in Dein Leben integrierst:

Step 1: Bestandsaufnahme des Kleiderschranks

Fange damit an zu beobachten, welche Teile Du gern und regelmäßig trägst. Was Du kaum trägst, kannst Du entweder verschenken, verkaufen oder zu einer Organisation geben, die die Kleidung an Bedürftige verteilt. Dazu könnte die Capsule Wardrobe etwas für Dich sein. Dieses Kleiderschrankkonzept ist eine perfekte Umsetzungsform des Slow-Gedanken „Qualität statt Quantität” und hilft Dir dabei, Deinen Schrank zu sortieren.

 Step 2: Nachhaltige und günstige Mode 

Second-Hand-Shopping ist die perfekte nachhaltige Lösung ohne viel Geld auszugeben. Ob Second-Hand-Laden, Flohmarkt oder online – Du hast die Wahl.

Step 3: Slow-Fashion-Marken ausprobieren

Slow Fashion bedeutet nicht, dass Du nie mehr shoppen gehen kannst. Marken wie ArmedangelsRecolutionVejaKings of Indigo oder King Louie beweisen, dass man tolle Designs genießen kann, ohne die Fast-Fashion-Branche zu unterstützen. Je bewusster Du Dir neue Kleidung gönnst, desto mehr kannst Du das Shoppen genießen und gezielter nach Schätzen suchen. Die Inspirationsseiten im greenality Slow & Fair Fashion Shop helfen Dir dabei, Deine nächsten Wegbegleiter zu finden.

Step 4: Seine Schätze pflegen 

Dass Deine Lieblingsstücke Dich treu begleiten, darf man ihnen schon irgendwann ansehen. Vieles lässt sich schnell und einfach reparieren. In sogenannten Repair Cafés kannst Du Dich gemeinsam mit anderen ans Werk machen und wirst gegen eine Spende mit Fachwissen und Werkzeug unterstützt. Repair Cafés gibt es in so gut wie jeder großen Stadt, also zum Beispiel auch in Stuttgart und Hannover. Auf dem greenality Instagram-Account findest Du zudem weitere Pflegetipps:

Fazit

Slow Fashion beweist: Mode funktioniert ohne Hektik viel besser. Vorbei sind die Zeiten, in denen Kleidung wie eine Fast-Food-Verpackung nach kurzem Genuss weggeworfen oder eben in die hinterste Ecke des Schrankes verbannt wird. Was Konsumgeschwindigkeit angeht, ist die Version „Fast Fashion” schon lange nicht mehr mit unserer Erde kompatibel. Gib Deiner Mentalität also das Slow-Fashion-Update und freu Dich auf die nächste Reise ohne Probleme beim Kofferpacken.


Foto-Credits: