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Stadtleben Für Natur Besser

Johanna Schick

Bei den meisten Menschen gibt es irgendwann in ihrem Leben einen Punkt, an dem sie überlegen aufs Land zu ziehen – oder doch lieber in die Stadt? Städter träumen häufig von einem Häuschen mit großem Garten auf dem Land, Leute vom Land hingegen von einer schicken, städtischen Wohnung, möglichst zentral zu allem.

Doch was sagt die Natur dazu? Ist es ökologisch gesehen besser im Hochhaus in der City zu wohnen oder weit ab von allem die ländliche Idylle zu genießen? Hier die Lösung des Rätsels: Wir schützen die Natur eher, wenn wir in der Stadt leben bzw. in die Stadt ziehen. Dies mag im ersten Gedanken ein ziemlicher Schock sein, betrachtet man diese Aussage allerdings genauer, so wird einem bewusst, weshalb diese These tatsächlich der Wahrheit entsprechen könnte…

Die Stadt wächst hoch, das Land wächst breit

Städte haben meist den Ruf, die Natur zu zerstören, den Boden extrem zu versiegeln und bieten ein eher graues und tristes Leben. Hochhaus an Hochhaus, da bleibt nicht viel Zwischenraum für Lebensqualität! Allerdings ist der Ruf bei weitem schlechter, als das tatsächlich Leben: das City-Dasein ist nämlich vielfältig, spannend und es kann durchaus naturverbunden sein!

Schon in den Skylines der Städte wird das Konzept des Städtebaus sichtbar: Hochäuser, Mehrfamilienhäuser, hohe Bürogebäude. Kurz gesagt: möglichst viele Menschen auf wenig Raum und diese auch noch beruflich beschäftigen. Und genau dieses Grundkonzept „Stadt“ ist nachhaltig und schont die Natur. Während Metropolen in die Höhe wachsen und dadurch extrem viele Personen unterbringen können, findet man im ländlichen Raum häufig „nur“ Einfamilienhäuser vor. Auf dem Land wird also, im Verhältnis zu den Bewohnern eines Dorfes, viel mehr Fläche für den Wohnungsbau beansprucht.

Ein kleines Beispiel: Während die Börsenstadt Deutschlands, Frankfurt am Main, eine Bevölkerungsdichte von etwa 2792 Einwohner pro km² hat (2013: 693.342 Einwohner auf 248,31 km²), hat eine Kleinstadt im ländlichen Raum, beispielsweise Altensteig, im Landkreis Calw im Nordschwarzwald gelegen, eine Bevölkerungsdichte von nicht einmal 200 Einwohner pro km² (10.569 Einwohner auf 53,22 km²). Hätte Frankfurt nun eine Bevölkerungsdichte wie Altensteig, wäre die Stadt mehr als 10 mal größer als sie es gerade ist.

Kurz gesagt: In ländlichen Gegenden muss häufig für Zuzüge erst einmal ein neues Haus plus Infrastruktur gebaut werden, was dort dann eine Schädigung der Natur bedeutet. In Metropolen hingegen ist freier Wohnraum meistens schon gegeben, weshalb kein neues Grundstück der Natur entzogen werden muss.

Zudem erreicht man in Städten meist alles, was man im täglichen Leben benötigt, bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Anbindung mit Bus und Bahn ist vielfältig und regelmäßig, weshalb ein eigenes Auto häufig nicht zwangsweise notwendig ist. Ganz im Gegensatz dazu beim Leben auf dem Land: ohne Auto ist man ganz schön aufgeschmissen. Das Auto dient zur Unabhängigkeit, gleichzeitig ist man aber auch abhängig von Autos. Schon das Einkaufen in einem normalen Supermarkt ist ohne Auto meist schon eine Schwierigkeit. Der ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) ist unregelmäßig und nicht gut abgedeckt. So ist es keine Seltenheit, dass der letzte Bus ins benachbarte Dorf um 20:00 Uhr fährt.

Diese Abhängigkeit vom Auto hat natürlich auch einen hohen CO2-Ausstoß zur Folge. In urbanisierten Gebieten kann dieser einfach durch das Nutzen des ÖPNV gemindert werden.

Wenn man aufs Land ziehen will, spielt häufig auch die Pflanzen- und Tierwelt eine entscheidende Rolle. Auf dem Land hat man schließlich viel mehr frei lebende Tiere und alle möglichen Arten von Pflanzen, so sagt man. Zudem findet man sie in ihrem natürlichen Lebensraum. Das mag vielleicht im ersten Moment richtig erscheinen, doch täuscht uns auch hier unsere Unwissenheit.

Die wirklich beeindruckende Biodiversität, also biologische Vielfalt, findet man tatsächlich in der Stadt. Viele vom aussterben bedrohte Vogelarten, wie zum Beispiel die Feldlerche, fühlen sich in der Stadt wohler als auf dem Land. Und so wie es mit den Vögeln ist, ist es auch mit vielen Säugetieren. Biber, Wanderfalken, Juchtenkäfer, und so viel mehr fühlen sich keineswegs gestört vom Lärm der Städte.

Städte mit Vorzeigefunktion

New York City mit seinen knapp 8,4 Millionen Einwohner ist tatsächlich eine Stadt mit Biodiversität mit Vorbildsfunktion. Nicht umsonst wird diese Stadt als „ökologischste Stadt der USA“ bezeichnet. Nachhaltigkeit wird in Form von Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel groß geschrieben und auch die Energiebilanz schneidet um einiges positiver ab als „Suburbia“.

Mit 7,1 Tonnen jährlich liegt der CO2-Fußabdruck eines New Yorkers um einiges geringer als der eines Durchschnitts-Amerikaners, der etwa 24,5 Tonnen verbraucht. Ein Durchschnitts-Deutscher kommt auf etwa 11 Tonnen! Euren eigenen CO2-Fußabdruck könnt ihr im Übrigen ausrechnen unter Fußabdruck.de.

Aber auch deutsche Städte können glänzen. In Nürnberg kann man beispielsweise um die 1100 verschiedene Pflanzenarten entdecken. Die Isar in München beheimatet Biber, welche in ländlichen Gebieten von uns geschützt werden müssen, und auch Igeln begegnet man in München rund 10-mal häufiger als in der ländlichen Umgebung.

Die deutsche Hauptstadt in Biodiversität ist aber tatsächlich auch unsere Bundeshauptstadt: Berlin! Etwa 20.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten kann man in der Hauptstadt entdecken und beobachten. Darunter sind natürlich auch die typischen „Landtiere“, die man vielleicht nicht unbedingt in einer Stadt vermuten würde: Wildschweine, Steinmarder, Füchse, Waschbären, Rehe, Wiesel, Feldhasen, Fischotter, aber auch zweidrittel der Brutvogelarten, die wir ansonsten über ganz Deutschland beheimaten.

Der Grund der vielen verschiedenen Tier- und Pflanzenarten ist ganz einfach: Keine Dünger und keine Pestizide. Während auf dem Land unsere Mais- und Rapsmonokulturen mit Pestiziden hochgezüchtet werden, sind die Parks und Grasflächen in Städten meist ungedüngt und ohne Pestizide behandelt. Das beeinflusst natürlich das Leben und den Lebensraum der Tiere ungemein.

Es gilt eine einfache Regel: Je größer die Stadt, desto größer die Biodiversität!

Natürlich sind unsere Städte aber nicht perfekt. Es gibt, nach wie vor, viele Dinge, die man besser, schöner und umweltfreundlicher gestalten kann, doch man sollte die Vielfalt, die eine Stadt tatsächlich bieten kann, nicht vergessen. Also beim nächsten Stadtbesuch die Augen aufmachen! Vielleicht bekommt ihr ja was vors Gesicht, mit dem ihr nicht gerechnet hättet!


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