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Containern: Nein Zu Lebensmittelverschwendung

Lea Kress

One person’s trash is another person’s treasure. Ist es nicht total eklig im Müll zu wühlen? Sind die Lebensmittel nicht schon abgelaufen und schlecht? Und vor allem: Darf man das überhaupt? Fragen, die man sich als Containerer wieder und wieder anhören darf.  Aber natürlich stellt man sich diese und andere Fragen auch selbst, bevor man zum ersten Mal auf Beutezug geht.

Doch was versteht man überhaupt unter Containern?

Containern (Englisch dumpstern/dumpster diving) bezeichnet die Mitnahme von weggeworfenen Lebensmitteln aus Abfallbehältern. In der Regel handelt es sich um die Lebensmittelabfälle von Supermärkten oder Fabriken. Meist ist Containern zugleich eine Form des Protests gegen die Wegwerfgesellschaft und die Verschwendung von Lebensmitteln, während noch immer viele Menschen an Hunger leiden.

In der Reportage des WDR erhält man einen ersten Einblick in das „Mülltauchen“:

Darf man das überhaupt? – Die rechtliche Grundlage in Deutschland.

In Deutschland ist es tatsächlich verboten, sich am Müll anderer zu bereichern. Im sogenannten Abfallrecht ist geregelt, dass Abfall bis zur Abholung durch die Müllabfuhr dem Eigentum des Wegwerfers beziehungsweise Grundstückeigentümers zugerechnet wird. Dass Containern aber wirklich als Diebstahl gewertet wird, ist dann doch recht unwahrscheinlich, schließlich haben die Supermärkte kein ernstzunehmendes Interesse an ihren Abfällen. Handelt es sich um ein eingezäuntes Gelände auf dem die Container stehen, fällt die Aktion jedoch unter Hausfriedensbruch. Wenn man gar zu dritt auf Beutezug geht, kann das Ganze sogar als Bandenkriminalität eingestuft werden.

Erfahrungsgemäß bleibt es aber bei einer Verwarnung, falls man durch die Supermarktangestellten auf frischer Tat ertappt wird. Im Glücksfall kann es sogar passieren, dass einem mit Wohlwollen begegnet wird, sobald man die Gründe seines Handelns näher erläutert hat.

Wo finde ich die Container? Und sind diese „einfach so“ zugänglich?

Supermarktbetreiber sehen es meist nicht gerne, wenn sich Leute an ihren Mülltonnen bedienen. Oftmals stehen die Container daher hinter Rolltoren oder sind mit einem Schloss versehen. Deswegen braucht es ein paar Anläufe, bis man einen Supermarkt gefunden hat, bei dem die Container einigermaßen zugänglich sind. Häufig bieten sich übrigens auch Bio-Märkte an. Auf Plattformen und Webseiten wie wikihow findest du nützliche Tipps und Tricks wie und wo man am besten „containert“.  Eine tolle Alternative zum Dumpster Diving bietet die Plattform mundraub. Du kannst der Community beitreten und auf deren Karten einsehen, wo du in deiner Region Bäume und Fruchtsträucher findest, von denen du dein Obst gratis plücken kannst. Des Weiteren kannst du dich über Aktionen zum Thema in deiner Region informieren.

Eine übersichtliche Karte mit Orten, Städten und deren Läden, an denen du besonders gut dumpstern kannst, bietet Dumpstermap. Oder vielleicht kennst du schon jemanden in deiner Umgebung, der bereits Erfahrung hat?

Containern aus Sicht der Supermärkte

Die Rechnung ist denkbar einfach: je mehr Lebensmittel containert werden, desto weniger werden im Laden gekauft. Daher versuchen viele Supermärkte das Mülltauchen zu unterbinden, um die Nachfrage nach ihren Produkten aufrecht zu erhalten.

Außerdem steht für die Supermärkte auch der gute Ruf auf dem Spiel. Das Wegwerfen von Essbarem ist trotz allem in der Gesellschaft verpönt. Wie viel und was aus den Supermarktregalen direkt in den Müll wandert ist ein gut gehütetes Geheimnis. Wenn doch einmal Zahlen herausgegeben werden, so beziehen sich diese prozentual auf den Gesamtumsatz – also inklusive all der Non-Food-Waren, Alkoholika und Tabakwaren.

Je mehr Leute das wahre Ausmaß der Verschwendung zu Gesicht bekommen, desto schwerer wird es für die PR-Abteilungen der Supermarktketten den Imageschaden abzuwenden.

Gründe der Supermärkte für das Wegwerfen von Lebensmitteln

Eigentlich müssten die Läden ein Interesse daran haben, möglichst wenig Ware wegzuwerfen. Schließlich bedeutet das einen Gewinnverlust. Stattdessen gilt: lieber mehr wegwerfen als Kunden an die Konkurrenz zu verlieren. Um den Wünschen der Konsumenten gerecht zu werden, wird daher ein übergroßes Sortiment angeboten, Produkte schon kurz vor dem Ablaufen des Mindesthaltbarkeitsdatums (MhD) weggeworfen und Obst mit einem kleinen Makel entsorgt. Hinzu kommen Produkte, die aus dem Sortiment genommen werden, Produkte, die bereits nachgeliefert wurden sowie ein permanent eingeplanter „Puffer“ an Lebensmitteln, falls plötzlich ein unerwarteter Ansturm auf den Laden kommt.

Die Verluste durch das Wegwerfen von Lebensmitteln werden übrigens schon von vornherein mit einkalkuliert. Durch erhöhte Produktpreise werden die Kosten auf die Konsumenten abgewälzt.

Geht man nachts containern? – Die „richtige“ Uhrzeit zum Containern gibt es nicht.

Die beste Zeit hängt ganz allein von der Filiale ab – manche werfen morgens die meisten Lebensmittel weg und daher bietet es sich an eher früh zu kommen, damit die Lebensmittel noch möglichst frisch sind. Bei anderen Filialen ist tagsüber zu viel Betrieb, Angestellte räumen Ware ein und aus oder halten Raucherpause in Containernähe. Am Besten einfach mal vorab vorbeischauen und das Geschehen rings um die Container beobachten.

Das passende Outfit und die nötige Ausrüstung

Logischerweise bieten sich Sneakers und ein bequemes Outfit eher an als Highheels oder Anzug. Wenn es sich um große Container handelt, kann es schon mal passieren, dass man halb im Container hängt und die Klamotten dabei etwas dreckig werden. Anderseits kann es genauso gut sein, dass es sich um normale Mülltonnen handelt und man sich, wenn überhaupt, die Hände schmutzig macht. Mitnehmen braucht man nichts außer ausreichend Plastiktüten (ja, Plastik und kein Jute – denn manchmal ist eben doch ein Jogurt im Container geplatzt…) oder Kisten. Nachts bietet sich natürlich zusätzlich eine Taschenlampe an.

Fundstücke im Container

Generell gilt: Es gibt nichts Essbares was Supermärkte nicht wegschmeißen würden. Von Bio-Räucherlachs über Sahnepudding, Mangos, Karotten, Brot, Rapsöl, Kaffee, Schokohasen und Tortellini ist wirklich alles dabei. Dabei gibt es natürlich Produkte, die man so gut wie jeden Tag findet und Produkte, die eher selten weggeworfen werden. Wirklich schlecht ist dabei das Wenigste, viele Lebensmittel werden sogar schon einen Tag vor Ablaufdatum weggeworfen. Außerdem schmecken Bananen auch noch wenn sie gelb-braun sind, Joghurts sind meist noch fünf Tage nach dem MhD bekömmlich und bei Salat genügt es oft, die äußeren Blätter zu entfernen. Einfach mal auf seinen gesunden Menschenverstand verlassen und probieren was geht.

Top 5 und ihre Haltbarkeit

Jogurt Gekühlt noch locker 1-2 Wochen nach MhD, auch danach noch nicht gesundheitsschädlich
Bananen Oftmals noch viele Tage haltbar, sonst Druckstellen wegschneiden und Smoothie machen
Brot Gut einfrierbar. Je nach Lagerung 3-9 Tage haltbar. Bei Schimmelstellen ganzes Brot nicht mehr essbar
Frischkäse Gekühlt oft viele Tage – bis sich Schimmel bildet oder er sauer wird
Frische Tortellini Gekühlt mehrere Wochen haltbar

Warum das Ganze?

Erstens beschert es einem natürlich einen Nervenkitzel. Zweitens spart man jede Menge Geld – was man dann zum Beispiel in faire & biologische Kleidung investieren kann. Drittens wird man jedes Mal auf’s Neue überrascht und isst Produkte, die man z.B. vorher noch nie zur Kenntnis genommen hat.

Viel wichtiger ist jedoch die eigentliche Motivation hinter dem Containern. Es ist ein Protest gegen die tagtägliche Verschwendung von Lebensmitteln und die Wegwerfgesellschaft in der wir leben. Denn durch das Einkaufen im Supermarkt wird die Nachfrage nach neuen Waren erzeugt. Der Mechanismus von Nachfrage, Überangebot und Lebensmittelverschwendung wird durch das Containern gestört.

Natürlich ist Containern nicht die Lösung aller Probleme. Aber es ist ein erster konkreter Schritt der individuell gemacht werden kann. Einen guten Überblick über die Problematik der Lebensmittelverschwendung, deren Ursachen, Folgen und Lösungsansätze bietet das Buch „Die Essensvernichter“ von Stefan Kreutzberger & Valentin Thurn.


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