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Faire Löhne Für Arbeiter

Johanna Schick

Es dürfte keine Überraschung sein, dass Luxusbekleidungskonzerne keine fairen Löhne zahlen. Dass diese Unternehmen allerdings solch schlechte Arbeitgeber sind, und absolut kein „bosshaftes“ Verhalten an den Tag legen, schockiert gewaltig! In den letzten Tagen wurden erneut Stimmen immer lauter, dass es in der Modebranche oftmals unmenschlich zugeht!

Zugegeben: In gewisser Weise träumen viele von einer Markentasche, oder einem Markenanzug. Allerdings bekommen hier seit etwa einem Jahr die Konzerne ordentlich ihr Fett weg! Zurecht, denn faire Löhne sollten bei einem Unternehmen, das einen Millionen-Gewinn macht, garantiert sein!

Pay Living wage

So ist die Message, ausgehend von der Clean Clothes Campaign. Gerade solche Luxusmarken wie beispielsweise Hugo Boss sollten eigentlich mit einem guten Beispiel voran gehen, doch stattdessen zeigen sich genau diese Konzerne besonders ignorant.

Gerade hochklassige Marken, die in Osteuropa und der Türkei ihre Produkte anfertigen lassen, sind oftmals die, die schlechte Arbeitsverhältnisse pflegen. Die Auszeichnung „Made in Europe“ weckt bei Kunden aber ein gewisses Vertrauen, was sie schlussendlich zum Kaufen ermuntert. „Made in Europe“ wird „Made in India“ also deutlich vorgezogen. Aber „Made in Europe“ ist meist nur bedingt besser als „Made in Bangladesh“ oder in Asien allgemein.

Die Näherinnen in Osteuropa und der Türkei verdienen oft kaum mehr als rund 330€ – monatlich! Dass das nicht zum Leben ausreichen kann, dürfte jedem von uns völlig bewusst sein. Auch wenn der Lebensunterhalt dort womöglich nicht so hoch ist, wie bei uns, so kann ein solch geringer Lohnniemals ausreichend für eine Familie sein.

Dieses Schaubild zeigt, inwieweit die Mindestlöhne die tatsächlichen Existenzlöhne abdecken. Was mich persönlich schockiert hat, dass Europa noch schlechter dasteht als Asien. Aber auch im Ganzen betrachtet, wird deutlich, dass ein Mindestlohn in den jeweiligen Ländern keine Existenz finanzieren kann.

Existenzlöhne berücksichtigen quasi alle Lebensunterhaltskosten:

  • Anzahl der Familienmitglieder
  • Nahrung/Lebensmittel
  • Wohnungskosten/Miete
  • Gesundheitskosten
  • Bildungskosten
  • Ersparnisse: Sparen sollte für jeden möglich sein!

Erst wenn ein Lohn das alles decken kann, wird vom Existenzlohn gesprochen. Doch genau dieser wird leider nicht erreicht! Oftmals wird gerade mal 1/5 von dem gedeckt, was eigentlich gedeckt werden sollte. Und das Erschreckende dabei ist doch, dass das dann der Mindestlohn ist. – Ein Mindestlohn, von dem nicht einmal gelebt werden kann, von welchem die notwendigen Rechnungen womöglich nicht bezahlt werden können.

Die Seite Lohnzumleben bietet eine Länderübersicht, in welcher man verschiedene Informationen über die einzelnen Ländern bekommt. Es werden einzelne Lohn- und Lebenssituationen analysiert, die eindrücklich zum Verständnis dienen. Was dort preisgegeben wird, unterstreicht schlichtweg nochmals die Armutslöhne, die Modeunternehmen an ihre ArbeiterInnen zahlen!

Aber nicht nur die Löhne schockieren. Denn die ArbeiterInnen können sich nicht einmal zur Wehr setzen. Jegliche Startversuche von Gewerkschaftenwurden unterbunden, vielmehr noch: Gewerkschaftler wurden entlassen. Solche Entlassungen sind keine Seltenheit, dazu sind sie illegal, doch bislang wurde nichts dagegenunternommen. Das ist ein Verhalten, das wir so gar nicht bosshaft finden…

Ein Video verdeutlicht diese Umstände. Auch wenn es schon über ein Jahr alt ist, ist es dennoch nicht unbeachtlich.

Wie hier deutlich wird, gibt es weitaus mehr als nur einen fragwürdiger Arbeitgeber!

Modeunternehmen in der Kritik

Es mag überraschen, dass momentan nur von diesen Misständen bei Hugo Boss gesprochen wird. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass Hugo Boss erst vor einigen Tagen seine Finanzberichte veröffentlicht hat. Und diese zeigen deutliche Gewinne des Unternehmens.

Natürlich kommt dann die Diskussion auf, weshalb man bei solchen Gewinnen nicht bereit ist, faire Löhne zu zahlen. Diese Frage stellen auch wir uns. Wir können nur den Kopf darüber schütteln, wie mit den Arbeitern umgegangen wird. Das ist alles andere als menschenwürdig!

Aber es geht noch weiter! Zu aller Überraschung stuft die Kampagne „Takko“, „Primark“ und „Orsay“ als bedingt empfehlenswert ein, während die Luxuskonzerne wie „Prada“, „Versace“ und „Escada“ als nicht empfehlenswert betitelt werden.

Diese Einstufung der Billigmarken erfolgt daher, dass diese Unternehmen besser über ihr Engagement informieren und Mitglied von Initiativen wie der Ethical Trading Organisation oder der Fair Wear Foundation seien. Dies bedeutet, dass mit Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften zusammengearbeitet wird, und die Arbeitsbedingungen von Dritten überprüft werden. Die Luxuskonzerne sind zu solchen Schritten oftmals nicht bereit.

Um dem aber entgegenzuwirken gibt es nun eine Petition auf Sumofus, die man gerne unterzeichnen darf. Inwieweit das aber einen Konzern wie Hugo Boss beeindrucken kann, dürfte mehr als fraglich sein. Aber allein schon seine Stimme dagegen zu setzen ist ja schon ein Zeichen an diesen Konzern, dass man solche Umstände und Arbeitsverhältnisse nicht unterstützen möchte.

Außerdem gibt es weitere Petitionen von Clean Clothes direkt, bei der man sich für Existenzlöhne für Näherinnen aussprechen kann. Hier findet man bei Bedarf auch noch mehr Informationen über Modeunternehmen und den Existenzlöhnen.

Wir haben bereits unterschrieben – jetzt seid ihr dran!


Foto-Credits: